Wird das der grünste TV-Talk aller Zeiten?
Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird immer wieder vorgeworfen, die Grünen zu bevorzugen. Zu Recht? Heute Abend wird es beim wichtigsten ARD-Polittalk wieder besonders grün.
Bei Talk-Moderatorin Anne Will gibt es am Sonntagabend ein grünes Klassentreffen: Die Grünenvorsitzende Ricarda Lang (28) diskutiert mit der Umweltaktivistin Luisa Neubauer (26, ebenfalls Grünen-Mitglied) und dem Umweltforscher Mojib Latif (68, tritt regelmäßig bei den Grünen auf). Geladen ist auch die schwedische „Fridays for Future“-Gründerin Greta Thunberg (20).
Die anderen beiden Gäste, NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU) und der Wirtschaftsforscher Michael Hüther (60), wirken bei der geballten Grünen-Power wie Zaungäste.
Das Thema des Talks: „Kampf um Lützerath – Zerreißprobe für die deutsche Klimapolitik?“ Die Grünen-Chefin Ricarda Lang äußerte bereits im Vorfeld der Räumung des Dorfes Lützerath „Verständnis für Menschen, die jetzt dort demonstrieren“. Anstatt die zu erwartenden Angriffe durch Demonstranten auf die Polizei zu verurteilen, forderte sie am vergangenen Montag die „Deeskalation aller Beteiligten“.
Der öffentlich-rechtliche Grünfunk
Schon vorab hagelt es Kritik an der Sendung. Der Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß (36) ist empört: „Leider hofieren Teile des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Grünen und schaden damit massiv dessen Glaubwürdigkeit.“ Ploß fordert deshalb „mehr Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit bei ARD, ZDF und Co“.
▶︎ Die CDU Politikerin Julia Klöckner (50) macht ihrem Ärger auf Twitter Luft: „Es geht nichts über Ausgewogenheit und Neutralität der Redaktion mit kritischer Distanz“.
▶︎ Der Schleswig-Holsteiner FDP-Politiker Christopher Vogt (39) spottet über „Anne Will“, er fragt die Redaktion: „Finden Sie nicht, dass Sie dieses Mal wieder viel zu wenig Grüne eingeladen haben?“
Die Gäste sollen in der Sendung unter anderem die Frage diskutieren, ob die deutsche Klimapolitik konsequent genug ist – eine Frage, die wohl vier der sechs geladenen Gäste mit einem eindeutigen „Nein“ beantworten werden. Die ARD war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.