Putin spricht von Verrat
Jewgeni Prigoschins Söldner sollen Militäreinrichtungen in Rostow und Woronesch unter ihrer Kontrolle haben. In der Hauptstadt ist derweil der Antiterror-Alarmzustand ausgerufen worden.
Russlands Präsident kündigt schwere Strafen an
Wladimir Putin hat einen bewaffneten Aufstand des Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin als Verrat bezeichnet. Putin kündigte am Samstag in einer Fernsehansprache harte Maßnahmen und schwere Strafen gegen die Verantwortlichen an. „Die Streitkräfte und andere staatliche Stellen haben die notwendigen Befehle erhalten“, sagte er. Den Namen des Chefs der Söldner-Gruppe Wagner nannte er dabei nicht.
Putin forderte die Söldner auf, sich nicht an einem Verrat und kriminellen Handlungen zu beteiligen. Er verurteilte den Aufstand, während Russland gegen die Ukraine um seine Zukunft kämpfe. „Die gesamte Militär-, Wirtschafts- und Informationsmaschinerie des Westens wird gegen uns eingesetzt“ sagte der Präsident. Der Kampf erfordere die Einheit aller Kräfte. Ein bewaffneter Aufstand zu einem Zeitpunkt wie diesem sei ein Schlag für Russland und sein Volk. „Diejenigen, die einen bewaffneten Aufstand planten und organisierten, die die Waffen gegen Mitstreiter erhoben, haben Russland verraten. Und sie werden dafür geradestehen“, sagte Putin. Er bestätigte in seiner Rede, dass die Söldner in der südrussischen Stadt Rostow am Don zivile und militärische Behörden blockierten. (ap)
Bundesregierung beobachtet Ereignisse aufmerksam
Die Bundesregierung beobachtet die Ereignisse in Russland um die Konfrontation mit den Wagner-Söldnern „aufmerksam“. Dies teilte ein Sprecher der Regierung am Samstag auf Anfrage mit. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, es sei „sehr interessant“, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache die Lage „mit 1917“ verglichen habe, am „Vorabend der Revolution“ in Russland. (afp)
Britischer Geheimdienst: „größte Herausforderung“
Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die „größte Herausforderung“ der jüngeren Zeit. „In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein“, betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur „sehr begrenzte Beweise“ für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich „passiv“ geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.
Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner „mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet“. Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. „Mit ziemlicher Sicherheit“ sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)
Söldner sollen Woronesch kontrollieren
Kämpfer der Söldnergruppe Wagner haben einem Insider zufolge alle militärischen Einrichtungen der Stadt Woronesch 500 Kilometer südlich von Moskau unter ihre Kontrolle gebracht. (rtr)
Selenski-Berater spricht von „Antiterror-Operation“
Ein führender Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski nennt den Vorstoß des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin eine „Antiterror-Operation“. Einer müsse auf jeden Fall verlieren, entweder Prigoschin oder seine Gegner, twitterte Mychailo Podoljak: „In Russland fängt alles gerade erst an“. (rtr)
Söldner sollen Gefolgschaft verweigern
Die russische Armee hat den Wagner-Söldnern Sicherheit garantiert, wenn diese ihre „Rebellion“ beenden. „Sie wurden zu dem kriminellen Unterfangen von (Wagner-Chef Jewgeni) Prigoschin und zur Teilnahme an einem bewaffneten Aufstand verleitet“, hieß es in einer Erklärung des Militärs am Samstag. „Wir bitten Sie, vernünftig zu sein und sich mit Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums oder der Strafverfolgungsbehörden in Verbindung zu setzen. Wir garantieren die Sicherheit jedes Einzelnen.“
Das Militär rief die Söldner auf, an ihre „Einsatzorte“ zurückzukehren und erklärte, viele Söldner hätten sich bereits gemeldet und gebeten, ihre Kasernen wieder aufsuchen zu dürfen. (afp)
Antiterror-Alarmzustand in Moskau verhängt
Russlands Komitee zur Terrorbekämpfung hat der Agentur RIA zufolge für die Stadt und die Region Moskau den Antiterror-Alarmzustand verhängt.
Zuvor schon waren in der russischen Hauptstadt Moskau die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Es würden zusätzliche Straßenkontrollen eingeführt, hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin mitgeteilt. (rtr)
Putin soll demnächst Ansprache halten
Der russische Präsident Wladimir Putin will einem Bericht zufolge bald im Fernsehen sprechen. Putin wolle eine im Fernsehen übertragene Ansprache halten, berichtete die Agentur Tass unter Berufung auf den Kreml. (rtr)
Deutschland will weitere Gepard-Panzer liefern
Die Bundesregierung will der Ukraine bis zum Jahresende 45 weitere Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer liefern. Das sagte der Leiter des Planungsstabs im Verteidigungsministerium, Christian Freuding, der „Welt am Sonntag“. Weitere Lieferungen von Leopard-2-Kampfpanzern schloss der Brigadegeneral aus. Das stehe im Moment nicht zur Debatte. (rtr)
Progoschin hält sich in Rostow am Don auf
Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hält sich nach eigenen Angaben mit seinen Kämpfern im südrussischen Rostow am Don auf und will mit Russlands Verteidigungsminister verhandeln.
Progoschin sagte in einem auf Telegram veröffentlichten Video, er kontrolliere mit seiner Söldnertruppe Wagner alle Militäreinrichtungen der Stadt und werde auf Moskau marschieren, wenn nicht Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zu ihm kämen. Sie seien bereit, „bis zum Äußersten“ gegen das russische Militär vorzugehen. Er und seine Männer würden jeden vernichten, der sich ihnen in den Weg den Weg stelle. Dies behindere aber nicht Russlands „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine, betonte Prigoschin. Zuvor hatte er schon betont, seine Aktion sei kein Militärputsch.
In der Nacht hatte der Gouverneur von Rostow ruft nach der Drohung von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin an die Moskauer Militärführung die Bevölkerung dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Die Behörden ergriffen alle notwendigen Maßnahmen, um die Sicherheit der Einwohner zu gewährleisten, sagt Wassili Golubew auf seinem Telegram-Kanal. (rtr)
Autobahn M-4 für den Verkehr gesperrt
Die von Süden nach Moskau führende Autobahn M-4 ist nach Angaben des örtlichen Gouverneurs für den Verkehr gesperrt worden. Die Autobahn sei an der Grenze zur Region Woronesch, etwa 400 Kilometer südlich von Moskau, geschlossen worden, sagte der Gouverneur der Region Lipezk.
Zuvor hatte die Regionalverwaltung der südrussischen Region Woronesch die Einwohner dazu aufgerufen, die Autobahn M-4 in Richtung Moskau zu meiden. Grund sei ein Militärkonvoi, der sich dort bewege, teilt die Verwaltung auf Telegram mit. Die Situation sei unter Kontrolle. Es seien Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit ergriffen worden. Der russische Militärunternehmer hatte zuvor erklärt, mit seinen Söldnern die Grenze von der Ukraine nach Russland überquert zu haben. (rtr)
Drohnen-Bruchstücke auf Parkplatz in Kyjiw
Drohnen-Bruchstücke sind nach ukrainischen Angaben am frühen Samstag auf einem Parkplatz im Zentrum von Kyjiw eingeschlagen. Rettungskräfte seien zum Ort des Geschehens geschickt worden, teilt Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegramm mit. Klitschko macht keine Angaben zu Opfern oder Schäden. In der gesamten Ukraine herrschte dem Militär zufolge mehr als eine Stunde lang Luftalarm. Explosionen wurden in der Großstadt Charkiw und anderen Städten gemeldet. Im ganzen Land sollen Flugabwehreinheiten im Einsatz gewesen sein. (rtr)
Putin wird rund um die Uhr informiert
Der russische Präsident Wladimir Putin wird einem Medienbericht zufolge rund um die Uhr über die Sicherheitslage informiert. Das Verteidigungs- und das Innenministerium sowie der Inlandsgeheimdienst FSB lieferten ständig Informationen zu Sicherheitsmaßnahmen, mit denen eine mögliche bewaffnete Meuterei durch den russischen Militärunternehmer Jewgeni Prigoschin verhindert werden könnte, berichtet die Nachrichtenagentur Tass. (rtr)
Moskau verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Im Machtkampf zwischen dem russischen Militärunternehmer Jewgeni Prigoschin und der Staatsführung verschärft Moskau offenbar die Sicherheitsvorkehrungen in Regierungsgebäuden, Transportmitteln und anderen wichtigen Orten. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Sicherheitsdienstkreise. Zuvor hatte Prigoschin die offizielle Kriegsbegründung als Lügengeschichte bezeichnet, Verteidigungsminister Sergej Schoigu eines Militärangriffs zur Zerstörung seiner Söldnergruppe Wagner bezichtigt und Vergeltung angekündigt. (rtr)