Jeder bringt irgendetwas, das ist so schön

Alexandra Kürschner und Jörg Hannemann freuen sich über die große Palette mit Konserven, die der Edeka in Floh zur Verfügung gestellt hat. (Foto: Annett Recknagel)
Der Aufruf des DRK-Kreisverbandes Schmalkalden, Spendengüter für Ukraine-Flüchtlinge abzugeben, setzte eine Lawine der Hilfsbereitschaft in Gang.

Schmalkalden - Jessica Münch und Nicole Heller hatten es seit einer guten Woche geplant: „Wir helfen gern“, sind sich die Freundinnen einig und starteten in ihrem Freundeskreis einen Aufruf, alles, was an warmer Kleidung, Decken, Plüschtieren, Babysachen entbehrt werden könnte, zusammenzupacken. Auf diese Weise kamen mehr als zehn Kartons und einige Wäschekörbe zusammen. Das Auto von Nicole Heller war bis oben hin voll.
Die Fahrt führte die zwei jungen Frauen am Freitagnachmittag nach Schmalkalden. In der Wilhelm-Külz-Straße wurden Hilfsgüter für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine entgegen genommen. „Wir haben auch Feuchttücher, Zahnpasta und so was dabei“, berichtete Jessica Münch und fügte hinzu: „Wir möchten auch, dass uns geholfen wird, wenn hier was losgehen sollte.“ Natürlich wolle man das nicht hoffen. „Es schauert einen, wenn man die Bilder aus dem Kriegsgebiet sieht. Wir diskutieren schon die ganze Woche darüber“, erzählte sie weiter. Ihr elfjähriger Sohn Bruno hat zehn Euro aus seiner Sparbüchse geholt – für die Flüchtlingskinder. Auch Nicole Hellers Tochter gab von ihrem Taschengeld ab. „Ich habe einen Sohn, der 16 wird. Es macht mir Angst bei dem Gedanken an den Krieg“, meinte sie bezüglich der Diskussion um die allgemeine Wehrpflicht.

So wie diese beiden Frauen aus Fambach und Breitungen äußerten sich am Freitag in der Wilhelm-Külz-Straße viele andere. Hans-Dieter Goldmann aus Floh hatte beim Einkaufen von der Aktion des DRK-Kreisverbandes Schmalkalden erfahren. Spontan fuhr er vorbei und fragte, was am nötigsten gebraucht werde. Mit Informationen versehen, nahm er Kurs auf den nächsten Supermarkt und kaufte dort Nudeln und zwei Pakete Windeln. „Babynahrung hatten sie nicht mehr“, sagte er.

Gisela Schmidt aus Schmalkalden gab dicke Jacken, warme Pullover und Schlafdecken ab. „Das ist ganz schlimm, was derzeit dort passiert, einfach nicht vorstellbar“, sagte sie. Familie Lohfing aus Struth-Helmershof hatte Kissen, Schuhe, Hygieneartikel und eine Babyschale im Gepäck. Wintersachen und Spielzeug kamen von Familie Lapp aus Schmalkalden. Eckhard Simon brachte seine Spenden auf dem Fahrrad. Vom Edeka in Floh war eine Palette mit Konserven eingetroffen. Viba-sweets lieferte gleich zwei voller Süßwaren.

So könnte man die Reihe fortsetzen. Im Laufe der drei Stunden, in denen sechs DRK-Mitarbeiter die Güter annahmen, herrschte vor der angemieteten Lagerhalle ein reges Kommen und Gehen. „Wir wussten nicht, wie es anlaufen würden. Jetzt aber sind wir überwältigt“, meinte Heike Fischer, Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes. Kaum hatte man die Türen der Halle aufgeschlossen, seien auch schon die ersten Personen mit Spendengütern eingetroffen. „Es ging laufend“, so Heike Fischer.

Etliche hatten im Vorfeld angerufen und nachgefragt, was am dringendsten gebraucht würde. In der Halle wurden die Güter sortiert und geordnet. „Jeder bringt irgendwas, das ist so schön“, sagte Cheyenne Kley, die ihr freiwilliges soziales Jahr beim DRK-Kreisverband Schmalkalden absolviert.

Die Helfer hatten alle Hände voll zu tun. Um sicher zu stellen, dass die Güter bei den Flüchtlingen ankommen, will sich der DRK-Kreisverband jetzt mit anderen Hilfsorganisationen kurzschließen und einen gemeinsamen Transport organisieren. Der wird sich in der kommenden Woche in Bewegung setzen. Bis dahin können noch weitere Spenden beim DRK abgegeben werden.

Auch die Gemeinde Floh-Seligenthal klinkt sich in den Spendenaufruf mit ein und organisiert für den morgigen Dienstag, zwischen 13 Uhr und 16 Uhr, im Bauhof in der Körler Straße in Floh mit dem DRK-Kreisverband Schmalkalden eine Spendenaktion. „Wir wollen auch der Bevölkerung, die nicht ganz so mobil ist und nach Schmalkalden fahren kann, die Möglichkeit geben, sich mit Sachspenden zu beteiligen“, erklärte Bürgermeister Ralf Holland-Nell. Zudem könne das Spendenkonto des DRK genutzt werden, um Geld zu überweisen. Vom heutigen Montag an werden Informationen dazu in den sozialen Netzwerken zu finden sein, kündigte Holland-Nell an.
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