Indischer Diplomat: Russland konfrontiert bereits alleine erfolgreich den Westen
Es ist erstaunlich wie weit mittlerweile die Sicht der westlichen Medien und Politik von der der Mehrheit der Welt abweicht. Kommentatoren sind entsetzt über die rüpelhafte Art wie US Präsident Jo Biden und sein Außenminister Anthony Blinken sich benehmen. Die Art und Weise wie Spitzenpolitiker von Russland und China miteinander umgehen findet dagegen im globalen Süden immer mehr Anerkennung, ebenso wie ihre Ziele.
Einer der Stimmen aus dem globalen Süden ist der hochrangige indische Ex-Diplomat M.K. Bhadrakumar. In seinem jüngsten Artikel in seinem Blog Indian Punchline berichtet er anerkennend über die enger werdende Kooperation von China und Russland. Indien pflegt seit der Unabhängigkeit im Jahr 1948 gute und freundschaftliche Beziehungen zu Russland. Man kauft zum Beispiel russische Kampfflugzeuge und anderes Militärgerät. Die Beziehung zu China jedoch sind seit einiger Zeit getrübt, doch nun scheint eine Annäherung im Gange zu sein.
So schreibt Bhadrakumar:
„Russische Medien berichteten, dass Präsident Wladimir Putin eine außergewöhnliche Geste machte, als Präsident Xi Jinping den Kreml nach dem Staatsdinner letzte Woche am Dienstagabend verließ, indem er ihn zur Limousine begleitete und verabschiedete.
Beim Handschlag zum Abschied soll Xi geantwortet haben: “Gemeinsam sollten wir diese Veränderungen vorantreiben, die es seit 100 Jahren nicht mehr gegeben hat. Passen Sie auf sich auf.”
Xi spielte damit auf die vergangenen 100 Jahre der modernen Geschichte an, in denen sich die Vereinigten Staaten von einem Land nördlich von Mexiko in der westlichen Hemisphäre zu einer Supermacht und einem globalen Hegemon entwickelt haben.“
Über die Unterstützung Putins auch auf der innenpolitischen Ebene merkt der Diplomat an:
„Es war ein angemessener Abschluss eines Staatsbesuchs, der am Vorabend damit begann, dass Xi seine Zuversicht zum Ausdruck brachte, dass die Russen Putin bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr unterstützen werden. Mit einem Schlag hat Xi die Dämonisierung Putins durch den Westen “rückgängig gemacht”, wobei er sich der Absurdität bewusst war, dass sogar ein Haftbefehl gegen den Kremlchef erlassen wurde, um von seinen Gesprächen in Moskau abzulenken.
China hält sich mit Kommentaren zur Innenpolitik anderer Länder strikt zurück. Im Falle der Situation um Russland hat Xi jedoch eine bemerkenswerte Ausnahme gemacht, indem er signalisierte, dass er Putins proaktive Führung in diesen turbulenten Zeiten sehr schätzt. Die Mehrheit der Weltöffentlichkeit, insbesondere im globalen Süden, wird ihm zustimmen.“
Da kommt doch tatsächlich aus einem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern die Analyse, dass der globale Süden Putin unterstützt. Wie der Inder die Außenpolitik der USA bewertet ist ebenso bemerkenswert:
„Der Zeitpunkt des Staatsbesuchs von Xi mitten im Krieg in der Ukraine zeigt, dass China den Beziehungen zu Russland höchste Bedeutung beimisst. Dies geschieht mit Bedacht, denn sowohl China als auch Russland befinden sich in einer Spirale wachsender Spannungen mit den Vereinigten Staaten.
In Peking ist ein dramatischer Stimmungsumschwung zu verzeichnen. Der Tiefpunkt wurde mit dem rüpelhaften Verhalten von Präsident Biden in seiner Rede zur Lage der Nation am 7. Februar erreicht, als er vom Text abwich und hysterisch rief: “Nennen Sie mir einen Führer der Welt, der mit Xi Jinping tauschen würde”.
In der östlichen Kultur gilt eine solche Unhöflichkeit als unverzeihliches skandalöses Verhalten. In den Wochen, seit die USA den chinesischen Wetterballon abgeschossen und China international verunglimpft haben, hat Peking mehrere Versuche des Weißen Hauses abgelehnt, Biden zu einem Telefongespräch mit Präsident Xi zu bewegen.“
Die indische Diplomatie teilt, zumindest indirekt, noch weiter kräftig gegen die USA aus:
„Peking hat genug von Bidens hohlen Versprechungen, die Beziehungen zu verbessern, während es heimlich Allianzen im gesamten asiatisch-pazifischen Raum stärkt, die NATO in die asiatisch-pazifische Machtdynamik einbezieht und zusätzliche Streitkräfte und Feuerkraft an Orte wie Guam und die Philippinen schickt, abgesehen von dem zielstrebigen Bestreben, Chinas Wirtschaft zu schwächen.“
Die Bereitschaft Indiens die Beziehungen mit China zu normalisieren könnte kaum deutlicher gemacht werde. Schließlich arbeiten China und Indien ja auch in der BRICS-Organisation zusammen. Der Umgang Russlands und Chinas miteinander scheint durchaus nach dem Geschmack der Inder zu sein:
„Doch Bündnis hin oder her, Tatsache ist, dass dieses “neue Modell der Beziehungen zwischen wichtigen Ländern, das sich durch gegenseitigen Respekt, friedliche Koexistenz und Zusammenarbeit auszeichnet, von der alle profitieren” – um Xi Jinping zu zitieren – alles andere als eine hierarchische Ordnung ist.
Amerikas Fachleute haben ein Problem damit, gleichberechtigte Beziehungen zwischen zwei souveränen und unabhängigen Nationen zu verstehen.“
Auch die Einschätzung der Entwicklung des Ukraine-Konflikts weicht substanziell von dem ab, was westliche Konzern-Medien verbreiten:
„Ein vor einigen Wochen in der Global Times erschienener Artikel von Hu Xijin, dem ehemaligen Chefredakteur der Tageszeitung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, verdeutlichte das “große Ganze”.
Hu schrieb, dass sich der Krieg in der Ukraine “zu einem Zermürbungskrieg zwischen Russland und dem Westen entwickelt hat… Obwohl die NATO angeblich viel stärker als Russland ist, sieht die Situation vor Ort nicht so aus, was im Westen für Unruhe sorgt.”
Hu zog einige verblüffende Schlussfolgerungen: “Für die USA und den Westen ist es viel schwieriger als erwartet, Russland zu besiegen. Sie wissen, dass China Russland keine militärische Hilfe geleistet hat, und die Frage, die sie quält, lautet: Wenn Russland allein schon so schwer zu besiegen ist, was wäre dann, wenn China wirklich anfängt, Russland militärische Hilfe zu leisten und seine massiven industriellen Fähigkeiten für das russische Militär einzusetzen? Würde sich die Lage auf dem ukrainischen Schlachtfeld grundlegend ändern? Außerdem kann Russland allein schon den gesamten Westen in der Ukraine herausfordern. Wenn sie China und Russland wirklich dazu zwingen, sich die Hände zu reichen, was wird sich dann an der militärischen Situation in der Welt ändern?”“
Wohin die Richtung geht, die von Indien offenbar auch voll und ganz unterstützt wird fasst der Diplomat so zusammen:
„In der Tat ist Artikel 5 die eigentliche Seele der in Moskau abgegebenen gemeinsamen Erklärung: “Beide Seiten bekräftigen ihre Entschlossenheit, das internationale System mit den Vereinten Nationen im Zentrum, die auf dem Völkerrecht basierende internationale Ordnung und die grundlegenden Normen für die internationalen Beziehungen, die auf den Zielen und Grundsätzen der UN-Charta beruhen, entschlossen aufrechtzuerhalten, und wenden sich gegen alle Formen von Hegemonismus, Unilateralismus und Machtpolitik, die Mentalität des Kalten Krieges, die Konfrontation zwischen Lagern und die Bildung von Cliquen, die auf bestimmte Länder ausgerichtet sind.”
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es hier nicht darum geht, die USA als Herrscher abzusetzen und durch China zu ersetzen, sondern darum, die USA wirksam daran zu hindern, kleinere, schwächere Staaten zu tyrannisieren, und damit eine neue internationale Ordnung einzuleiten, in der friedliche Entwicklung und politische Korrektheit Vorrang haben und die alle ideologischen Unterschiede außer Acht lässt.“
Verstärkung der militärischen Kooperation zwischen Russland und China
In der Zwischenzeit hat der Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums Tan Kenfei skizziert, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Länder entwickelt, wie verschiedene asiatische Medien berichten.
China ist bereit, die Zusammenarbeit mit dem russischen Militär zu verstärken, um gemeinsam für internationale Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit einzutreten, erklärte der Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums Tan Kefei am Donnerstag.
Laut Tan ist China bereit, mit dem russischen Militär zusammenzuarbeiten, um den wichtigen Konsens, den die beiden Staatschefs erreicht haben, vollständig umzusetzen. Dazu gehöre auch die weitere Stärkung der strategischen Kommunikation und Koordinierung, fügte er hinzu.
Der Diplomat erklärte, dass die beiden Nationen planen, regelmäßig gemeinsame See- und Luftpatrouillen zu organisieren, sowie Trainingsübungen abzuhalten und verschiedene andere Bereiche der Zusammenarbeit zu stärken. Ziel sei es, so Tan, das gegenseitige militärische Vertrauen mit Russland zu vertiefen, um die internationale Gerechtigkeit zu gewährleisten und neue Beiträge zur internationalen und regionalen Sicherheit zu leisten. Dies würde “dem Aufbau einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit dienen”, erklärte er.
Tan verwies auf die zunehmend engeren Beziehungen zwischen Moskau und Peking, betonte jedoch, dass diese nicht auf eine militärisch-politische Allianz im Stil des Kalten Krieges hinauslaufen. Dem Sprecher zufolge gehen die Beziehungen “über dieses Modell staatlicher Beziehungen hinaus” und haben den Charakter von “Blockfreiheit, Nicht-Konfrontation und Nicht-Zielsetzung auf Drittländer”.
Und wie gestern berichtet, haben Brasilien vereinbart ihren Handel künftig nicht in Dollar, sondern in der nationalen Währung abzuwickeln. Brasiliens Präsident Lula ist gerade bei einem fünftägigen Staatsbesuch in China.