Flughafen BER: Lufthansa-Streik - Diese Flüge fallen am Mittwoch aus
Ein bundesweiter Warnstreik legt den Flugbetrieb bei der Lufthansa weitgehend lahm. Das sind die Auswirkungen am Flughafen BER.
Lufthansa hat den betroffenen Passagieren davon abgeraten, zu den Flughäfen zu kommen, weil dort die meisten Schalter ohnehin nicht besetzt seien. Bereits bei vorangegangenen Arbeitskämpfen waren die Terminals am Streiktag selbst weitgehend leer geblieben.
Flughafen BER: Streik-Auswirkungen auch in Berlin
Die Auswirkungen am Flughafen BER waren zunächst überschaubar. Lufthansa fliegt von Berlin aus zwei innerdeutsche Ziele an: Frankfurt/Main und München. Sämtliche Lufthansa-Verbindungen wurden gestrichen.
Der BER informiert auf seiner Internetseite über Abflüge vom BER. Die Übersicht zeigt gestrichene Lufthansa-Flüge am Mittwoch an. Folgende Flüge sind demnach betroffen:
- 6.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 045)
- 7.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 175)
- 9.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 187)
- 9.50 Uhr: München (Lufthansa LH 1931)
- 10.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 183)
- 11.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 185)
- 12.50 Uhr: München (Lufthansa LH 1937)
- 13.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 189)
- 14.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 191)
- 14.55 Uhr: München (Lufthansa LH 1945)
- 16.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 195)
- 17.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 193)
- 17.50 Uhr: München (Lufthansa LH 1961)
- 18.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 203)
- 19.45 Uhr: Frankfurt/Main (Lufthansa LH 201)
Streichungen bei Flügen anderer Airlines - wie von manchen Experten befürchtet - waren am Vormittag auf der BER-Website zunächst nicht verzeichnet. Für Donnerstag sind keine Lufthansa-Streichungen angegeben.
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Verdi fordert höhere Stundenlöhne für seine Mitarbeitenden
Bei den laufenden Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal fordert Verdi eine Gehaltssteigerung von 350 Euro und deutlich höhere Stundenlöhne als der Mindestlohn, der ab Oktober auf 12 Euro in der Stunde steigt. Außerdem werden bei zwölf Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen verlangt. Insbesondere die unteren Lohngruppen sollten bei einer Laufzeit von zwölf Monaten profitieren, so die Forderung.
Signifikante Lohnsteigerungen seien laut Christine Behle, Verdi-Vizevorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats, in Anbetracht der eskalierenden Situationen auf den Flughäfen gerechtfertigt. Die Mitarbeiter seien wegen des Personalmangels einer zu hohen Belastung ausgesetzt und auch die Inflation sowie ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen, so Behle.
Das erste Tarifangebot der Lufthansa, in dem Festbeträge und eine ergebnisabhängige Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten angeboten wurden, lehnte Verdi ab. Eine Fortsetzung der Verhandlungen wurde für den 3. und 4. August vereinbart.
Der angekündigte Warnstreik soll die Lufthansa nun unter Druck setzen. Das sei laut Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Lufthansa, unverständlich, weil die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten habe. „Verdi hat nach nur zwei Verhandlungstagen einen Streik angekündigt, den man aufgrund der Breite über alle Standorte hinweg und der Dauer kaum noch als Warnstreik bezeichnen kann“, fügt Niggemann hinzu.
Flughafen BER: Warnstreik bei der Lufthansa - die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie lange dauert der Streik?
Der Gewerkschaft Verdi zufolge sollen die Lufthansa-Angestellten am Mittwoch ab 3.45 Uhr ihre Arbeit niederlegen. Der Warnstreik endet am Donnerstag am frühen Morgen um 6 Uhr. Da erst ab diesem Zeitpunkt die Arbeit wieder aufgenommen werden soll, kann es auch am Donnerstag und am Freitag noch zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr und einzelnen Flugstreichungen kommen. Eine Lufthansa-Sprecherin sagte unserer Redaktion: „Wir setzten alles daran, dass der Flugverkehr ab Donnerstag wieder reibungsloser funktioniert.“
Welche Flughäfen sind betroffen?
Am Dienstag reagierte die Lufthansa auf die Ankündigung von Verdi und strich nahezu das komplette Flugprogramm für Mittwoch an den großen deutschen Drehkreuzen Frankfurt/Main und München. Grundsätzlich sind aber alle Lufthansa-Standorte in Deutschland betroffen, neben den beiden großen Flughäfen also auch Berlin, Düsseldorf, Köln und Hamburg. An sämtlichen Flughäfen rechnet man mit Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Insgesamt sind rund 700 Flüge von dem Streik betroffen – und mehr als 100.000 Passagiere.
Welche Auswirkungen hat der Streik auf den Flughafen Berlin-Brandenburg?
Die gute Nachricht ist: Einige Lufthansa-Maschinen werden vom BER abheben können. Das sagt zumindest eine Lufthansa-Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion. Denn am BER gebe es nur noch wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die direkt beim Lufthansa-Konzern angestellt sind. Deshalb können der Sprecherin zufolge Lufthansa-Flüge vom BER nach Wien „sicherlich“ stattfinden. Allerdings teilte der Flughafen BER auf der Internetseite mit, dass ein Großteil der Flüge vom BER gestrichen wurde. Der Hintergrund: Viele Flüge etwa verkehren über die großen Drehkreuze München oder Frankfurt/Main. Ein BER-Sprecher sagte auf Nachfrage, dass man ansonsten am BER mit einem normalen Flugbetrieb rechne.
Wie wird man als Fluggast informiert, wenn der Flug ausfällt?
Der Lufthansa-Sprecherin zufolge werden die Passagiere am Dienstag und Mittwoch von der Lufthansa über ihren Flug informiert. Sollte man seine Kontaktdaten hinterlegt haben, dann erhalte man als Fluggast entweder eine SMS, eine Mail oder werde angerufen, und unter Umständen werde eine Alternative angeboten. Da derzeit allerdings Hauptreisezeit ist und die Kapazitäten sehr begrenzt seien, könne nicht jedem Fluggast eine Alternative angeboten werden, so die Sprecherin weiter. Als Reisender könne man sich auch über die Website lufthansa.com über den Status des Flugs informieren. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, sich einen Überblick auf der BER-Internetseite unter ber.berlin-airport.de zu verschaffen.
Der Flug fällt aus. Was nun?
Die Lufthansa rät Passagieren, die kein Umbuchungsangebot erhalten haben, davon ab, an die Flughäfen zu kommen. Dort seien wegen des Streiks „nur wenige oder gar keine“ Serviceschalter geöffnet. Umsteiger ohne Anschlussflug sollten nicht an die deutschen Drehkreuze fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten. Auch der BER-Sprecher sagte: „Wenn der Flug storniert wurde, soll man nicht auf gut Glück zum Flughafen fahren“. Man müsse sich deshalb mit der Fluggesellschaft, also Lufthansa, in Verbindung setzen und nach Lösungen suchen.
Wird Fluggästen ihr Geld zurückerstattet?
Nach der veränderten Rechtsprechung der Europäischen Union haben Flugpassagiere womöglich Ansprüche auf Erstattungen, da man sich bei dem Lufthansa-Streik nicht auf die „außergewöhnlichen Umstände“ berufen kann. Dazu würden etwa schlechte Witterungsverhältnisse, die Corona-Pandemie oder Streiks von Dritten wie etwa Fluglotsen zählen. Bei dem Streik der Lufthansa handelt es sich aber sozusagen um die eigenen Leute. Deshalb gibt es nach Angaben der Verbraucherzentrale Brandenburg für Fluggäste zwei Möglichkeiten: Entweder muss die Fluggesellschaft eine anderweitige Beförderung zum frühestmöglichen oder zu einem passenden Zeitpunkt anbieten. „Dieser Ersatzflug darf dem Fluggast bei der Airline keine zusätzlichen Kosten verursachen“, so Lisa Högden, Sprecherin der Verbraucherzentrale Brandenburg. Notfalls können Betroffene selbst eine Anreise buchen, sagte sie. Dabei bestehe aber das Risiko, dass es Streit über die Kostenerstattung gibt. Die zweite Möglichkeit sei, dass die Airline den kompletten Flugpreis erstattet und der Fluggast die Reise nicht mehr antritt.
Was gilt bei Pauschalreisen?
Hierzu schreibt die Verbraucherzentrale Brandenburg, dass der Fahrgast den Reiseveranstalter kontaktieren soll. Es gebe dann etwa die Möglichkeit, eine andere Airline zu nutzen oder einen Flug zu einem späteren Zeitpunkt zu erhalten.