Feuerwehr im Ausnahmezustand – Polizei beschlagnahmt Schreckschusspistolen

In Berlin sind in der Silvesternacht dreimal so viele Feuerwehrkräfte im Einsatz wie normalerweise. Die Polizei hat mehrere Schreckschusspistolen beschlagnahmt und berichtet von Gebäuden, die mit Pyrotechnik beschossen werden.

Der Berliner Silvesterabend nimmt für die Einsatzkräfte allmählich an Fahrt auf. Allein seit 18 Uhr seien mindestens zehn weitere Einsätze im Zusammenhang mit Feuerwerk und Böllern hinzugekommen, sagte ein Feuerwehrsprecher am Samstagabend. So viele seien es bis dahin über den gesamten Tag verteilt gewesen. Unter anderem rückten die Feuerwehrleute zu einem Balkonbrand aus. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Seit 19 Uhr gilt für die Berliner Feuerwehr der „Ausnahmezustand Silvester“. Das heißt, dass etwa dreimal so viele Einsatzkräfte unterwegs sind wie normalerweise. Laut Feuerwehr sind mehr als 1200 Kräfte im Einsatz. Der Sprecher rechnete mit einer langen und arbeitsintensiven Nacht für die Einsatzkräfte.

Innerhalb von einer Stunde rückte die Feuerwehr zu mehr als 40 Brandeinsätzen aus. Zu einem Großeinsatz kam es in der Urbanstraße in Berlin-Kreuzberg. Rund 70 Kräfte bekämpften dort zwischenzeitlich einen Kellerbrand in einem siebengeschossigen Wohnhaus.

Elf Menschen, zwei Katzen und ein Hund seien gerettet worden, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit. „7 weitere Personen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht.“ Zwei Menschen seien ins Krankenhaus gekommen. Zur Schwere der Verletzungen und zur Brandursache wurde am späten Abend noch nichts bekannt.

„Oh Schreck, jetzt ist die Waffe weg“, twittert die Polizei

Die Berliner Polizei twittert seit dem Nachmittag über ihre Einsätze. Demnach rückten die Beamten in mehreren Fällen aus, weil Menschen mit Schreckschusspistolen um sich schossen. „In #Neukölln ballerte jemand neben unseren Kolleg. mit seiner Schreckschusswaffe rum. Oh Schreck, jetzt ist die Waffe weg“, hieß es in einem Tweet.

Im Minutentakt vermeldete die Polizei Einsätze wegen Schlägereien, Schüssen aus Schreckschusspistolen, Böller- und Raketenwürfen auf Passanten, Gebäude und Beamte. Stadtweit waren drei Böllerverbotszonen eingerichtet worden. Überall in der Hauptstadt wurde schon tagsüber geböllert – auch wenn dies offiziell erst ab 18 Uhr am Silvesterabend erlaubt war.

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„Auf der Sonnenallee in #Neukölln scheint bereits 0 Uhr zu sein. Man hat sich in größeren Gruppen auf ihr versammelt und begrüßt knallend das neue Jahr“, twitterte die Polizei um 21.20 Uhr. Ebenfalls in Neukölln seien Beamte mit Flaschen beworfen worden.

Im Stadtteil Tiergarten waren vier Menschen in den Zoo geklettert und mussten von den Beamten herausgeholt werden. In Altglienicke standen der Polizei zufolge drei Kinder vor der Tür ihres Nachbarn, weil sich die Eltern zu Hause so sehr gestritten haben sollen. Auch dorthin rückten die Beamten aus.

Am Abend hatten Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) mehrere Feuer- und Polizeiwachen sowie Einsatzhundertschaften besucht und sich für ihre Arbeit am Silvesterabend und in der Nacht bedankt. „Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche allen einen friedlichen Jahreswechsel, hoffentlich auch als Vorboten für ein friedliches Jahr 2023“, teilte Spranger mit.

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