Explosionen in Kiew – Trümmerteile stürzen auf Zoo
Tag 446 seit Kriegsbeginn: Heftige Explosionen von Luftabwehrraketen haben die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt aus dem Schlaf gerissen. Alle Infos im Newsblog.
Klitschko: Rettungskräfte im Einsatz – Trümmerteile auf Zoo gestürzt
3.10 Uhr: In Kiew sind nach den Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko weiter Explosionen zu hören. Die Rettungskräfte seien ausgerückt, schreibt Bürgermeister Vitali Klitschko auf seinem Telegramm-Kanal. Trümmer seien auf den Zoo der Stadt im Schewtschenkiwskyj-Bezirk gestürzt.
In einem weiteren Eintrag teilt Klitschko mit, dass herabfallende Trümmer mehrere Autos im Stadtteil Solomjanskyj in Brand gesetzt hätten. Weitere Informationen über das Ausmaß der Schäden und mögliche Opfer liegen zunächst nicht vor.
Ukraine: Angriffe auf Kiew in der Nacht
2.31 Uhr: Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist offiziellen Angaben zufolge erneut Ziel russischer Angriffe aus der Luft. "Die Luftabwehr erfasst die Zielobjekte", schreibt der Leiter des Büros von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, auf Telegram ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Auch Vertreter der Kiewer Militärverwaltung erklären auf dem Nachrichtendienst, dass die Luftabwehrsysteme Angriffe auf die Hauptstadt abwehrten. Reuters-Zeugen in Kiew berichten von mehreren Explosionen, die wie die Zerstörung von Flugobjekten klingen.
Pentagon: Abrams-Übungspanzer in Bayern angekommen
Auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums 31 Abrams-Übungspanzer eingetroffen. "Ich kann bestätigen, dass die 31 Übungspanzer vom Typ M1 Abrams in Grafenwöhr, Deutschland, angekommen sind", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag in Washington. Ukrainische Streitkräfte würden "in den kommenden Wochen" in Grafenwöhr erwartet und mit ihrer Ausbildung an den Panzern beginnen. Es gehe darum, die ukrainischen Panzerbesatzungen sowohl in der Nutzung des Abrams-Panzer als auch in seiner Instandhaltung zu schulen und so umfassend auf ihren Einsatz im russischen Angriffskrieg vorzubereiten.
US-Generalstabschef Mark Milley hatte Ende April bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein gesagt, die USA würden für die Ausbildung zuerst Übungspanzer liefern, die nicht kampftauglich seien. Die für das Schlachtfeld gedachten Abrams-Panzer würden noch instand gesetzt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, die USA hätten die Auslieferung beschleunigt, um der Ukraine in den kommenden Monaten mehr gepanzerte Ausrüstung zur Verfügung stellen zu können.
Georgien erlaubt russische Linienflüge
22.16 Uhr:Russland und die Schwarzmeerrepublik Georgien nehmen trotz ihrer Spannungen und der Warnungen des Westens erstmals seit 2019 ihren direkten Flugverkehr wieder auf. Als erste russische Fluglinie erhielt am Montag die Gesellschaft Azimuth Airlines eine Erlaubnis für tägliche Direktflüge von Moskau in die georgische Hauptstadt Tiflis (Tbilissi). Flüge gibt es laut Buchungssystem der Airline mit Stand Montagabend von diesem Freitag an. Die georgische Luftfahrtbehörde teilte mit, dass Azimuth nicht mit Sanktionen belegt sei und deshalb die Südkaukasusrepublik ansteuern könne.
Zwar beteiligt sich Georgien insgesamt nicht an Sanktionen des Westens gegen Russland im Zuge von Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Allerdings reagiert die Behörde in Tiflis auf Drohungen des Westens, Georgien selbst mit Sanktionen zu belegen, wenn dort von den internationalen Strafmaßnahmen betroffene russische Gesellschaften landen dürften. Russland hatte zuvor den direkten Flugverkehr wieder erlaubt, nachdem er im Zuge der Spannungen zwischen beiden Staaten 2019 auf Geheiß Moskaus eingestellt worden war.
Kremlchef Wladimir Putin hatte die Erlaubnis für Direktflüge per Dekret gegeben – und erstmals Georgiern auch die visafreie Einreise nach Russland erlaubt, die am Montag in Kraft getreten war. In Russland leben Hunderttausende Georgier, die nun leichter von ihren Verwandten besucht werden können. Auch Direktflüge verkürzen die Flugzeiten zwischen den Nachbarländern immens. Viele Georgier nahmen die Entscheidung mit Erleichterung auf.
Ukrainischer Armeechef: "Wir holen alles zurück, auch die Krim"
21.21 Uhr: Die Ukraine braucht langfristig eine "hochmoderne und kampfbereite Armee", sagt deren Chef Saluschnyj. Ein Einmarsch Russlands dürfe sich niemals wiederholen. Hier lesen Sie mehr.
Walerij Saluschnyj im Interview mit Filmemacher Dmitry Komarow: "Der Sieg ist erreicht, wenn sämtliche besetzte Gebiete befreit sind." (Quelle: Screenshot/Youtube@СВІТ НАВИВОРІТ)
Macron: Sind bereit für Ausbildung ukrainischer Piloten
20.56 Uhr:Frankreich ist nach Darstellung von Präsident Emmanuel Macron offen für die Ausbildung von ukrainischen Piloten auf seinem Staatsgebiet. Die Ausbildungsprogramme könnten sofort beginnen, sagt Macron dem Fernsehsender TF1. Auf eine Frage nach dem Training für ukrainische Piloten auf französischen Jets antwortete er: "Es gibt keine Tabus."
Macron und Selenskyj am Sonntag in Paris: "Es gibt keine Tabus", sagt der französische Präsident. (Quelle: IMAGO/Pool /Ukrainian Presidentia)
Russland und der Iran bauen wohl militärische Kooperation aus
19.53 Uhr: Russland und der Iran bauen nach Angaben der US-Regierung ihre militärische Kooperation aus. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag, der Iran liefere weiter Angriffsdrohnen an Russland. Seit August habe der Iran mehr als 400 Drohnen für Russland zur Verfügung gestellt. Die meisten davon seien bereits zum Einsatz gekommen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – vor allem mit dem Ziel, dort kritische Infrastruktur zu zerstören. Der Iran gehöre zu den wichtigsten militärischen Unterstützern Moskaus und ermögliche es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, weiter Ukrainer zu töten, sagte Kirby.
Der Handel laufe in beide Richtungen, sagte er weiter. Im April habe der Iran bekannt gegeben, man habe mit Moskau eine Vereinbarung zum Kauf russischer Kampfjets geschlossen. Teheran wolle auch weitere militärische Ausrüstung von Russland kaufen, etwa Hubschrauber und Kampfflugzeuge. "Insgesamt möchte der Iran von Russland militärische Ausrüstung im Wert von mehreren Milliarden Dollar beziehen", sagte Kirby. Die Partnerschaft mit Russland ermögliche es dem Iran dabei, destabilisierende Aktionen im Nahen Osten fortzusetzen.
Die Verteidigungskooperation sei damit nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine, sondern auch für den Nahen Osten und die internationale Gemeinschaft, sagte Kirby. Geplant sei daher, "in den kommenden Tagen" weitere Strafmaßnahmen gegen jene zu verhängen, die an den zunehmenden Rüstungsgeschäften zwischen Russland und dem Iran beteiligt seien. Die USA hätten bereits weitreichende Sanktionen gegen beide Länder verhängt, aber es gebe immer noch Raum für weitere Sanktionen.
Selenskyj in die Ukraine zurückgekehrt
19.50 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach einer Tour durch vier europäische Staaten wieder in die Ukraine zurückgekehrt. "Wir kehren mit neuen Verteidigungspaketen nach Hause zurück: mehr Munition, stärkere Waffen für die Front, mehr Schutz für unsere Leute, mehr politische Unterstützung", fasste der 45-Jährige die Reise in einem im Zug aufgezeichneten Video am Montag zusammen. Bei allen Gesprächen in Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei seine Friedensformel über einen kompletten Abzug der russischen Truppen vom Staatsgebiet der Ukraine besprochen worden.
Es gebe nun mehr Unterstützung für einen EU-Beitritt des Landes, sagte Selenskyj. "Es gibt mehr Verständnis für einen Nato-Beitritt, er wird kommen, er ist unvermeidlich." Am Montag hatte er London besucht, am Sonntag Berlin, Aachen und Paris, am Samstag Rom.