Erneuter Bahn-Warnstreik am Freitag stoppt Nah- und Fernverkehr
Am Freitag müssen sich Reisende und Pendler im ganzen Land erneut auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen: Die Gewerkschaft EVG hat wegen des Tarifkonflikts mit der Bahn einen weiteren Warnstreik angekündigt.
Am Freitag soll es wegen des Tarifkonflikts zwischen Bahn und EVG bundesweit wieder einen Warnstreik geben
Im Nah- und Regionalverkehr sollen die Züge von 3 bis 11 Uhr ausfallen, im Fernverkehr bis 13 Uhr
BVG und Brandenburger Verkehrsunternehmen nicht betroffen
Im Tarifstreit bei der Bahn will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum zweiten Mal den Schienenverkehr bundesweit stoppen. Am Freitag von 3 bis 11 Uhr müssten sich Reisende wieder auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen, erklärte die EVG am Mittwoch. Das gilt für den Regional- und Nahverkehr, also beispielsweise die Berliner S-Bahn.
Im DB-Fernverkehr fahren laut der Bahn bis 13 Uhr keine Züge. Danach solle er schrittweise wieder hochgefahren werden. Die BVG fährt am Freitag wie üblich, sie ist nicht von dem Streik betroffen.
Ein Sprecher der Bahn sagte, der Streik am Vormittag werde voraussichtlich Auswirkungen auf den gesamten Freitag haben. Reisende sollten nach Möglichkeit umplanen [bahn.de]. Alle Fahrgäste, die ihre für Freitag geplante Reise wegen des Streiks verschieben wollen, können ihr bis einschließlich 18. April gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort bis einschließlich 25. April flexibel nutzen, teilte die Bahn mit. Sitzplatzreservierungen könne man kostenlos stornieren.
Neben dem DB-Regionalverkehr können auch die Züge der Betreiber Odeg, NEB und HANS in Berlin und Brandenburg von dem Streik betroffen sein - falls auch die DB-Mitarbeitenden der Infrastruktur streiken, beispielsweise an Gleis- oder Signalanlagen [vbb.de]. Denn die privaten Verkehrsunternehmen nutzen diese Infrastruktur der Bahn.
Auch Streiks an Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn
Am Donnerstag und Freitag wird außerdem an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn gestreikt, nach Aufruf von Verdi. Entsprechende Inlandsflüge vom oder zum BER werden deshalb ausfallen. Die EVG betonte am Mittwoch, dass es hier keine Absprachen und keinen Zusammenhang zum Bahnstreik gegeben habe.
Die EVG hat Angaben vom Mittwoch zufolge alle ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn und in den anderen rund 50 Bus- und Bahn-Unternehmen zu dem Warnstreik aufgerufen, in denen gerade verhandelt werde. "Wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die glauben, die Forderungen ihrer Beschäftigten ignorieren zu können und stattdessen Tarifverhandlungen nach Gutsherrenart führen wollen", erklärten die beiden EVG-Tarifvorstände Cosima Ingenschay und Kristian Loroch. Das sei nicht akzeptabel.
Die Gegner im Tarifkonflikt der Bahn weisen sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu, dass es noch keine Einigung gibt. Die Deutsche Bahn bezeichnete den angekündigten Warnstreik am Mittwoch als "reine Mitgliederwerbeaktion" der Gewerkschaften und kritisierte ihn als unverständliche Eskalation. "Die EVG hat Maß und Mitte komplett verloren und setzt nur auf Krawall", ließ sich der DB-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwochvormittag zitieren. Die EVG sei bisher "null Minuten bereit"gewesen, ernsthaft mit der DB zu verhandeln. Dass in den vergangenen drei Wochen nichts vorangekommen ist, das lag - je nachdem wen man fragt - jeweils am Gegner.
Bei Transdev werden noch Verhandlungen geführt
Offen lässt die EVG derzeit noch einen Streikaufruf an die Belegschaft beim Bahnunternehmen Transdev. Denn dort werden am Mittwochvormittag noch Verhandlungen geführt. Je nachdem wie die Verhandlungen heute laufen, werden wir entscheiden, ob wir den Transdev-Konzern in den Streik am Freitag einbeziehen", sagte Inschenay.
Die Gewerkschaft setzt nach eigenen Angaben "ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen". Zu verantworten hätten dies die Arbeitgeber, die sich bislang konstruktiven Tarifverhandlungen verweigerten. ""Wenn wir den Arbeitgeber massiv beeindrucken wollten, würden wir zu einem mehrtägigen Streik aufrufen", sagte Loroch. Das könne in der Zukunft noch kommen, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber das falsche Signal.
Gespräche mit Bahn werden am Dienstag fortgesetzt
Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte und fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Der Staatskonzern Deutsche Bahn hatte fünf Prozent mehr und Einmalzahlungen von bis zu 2.500 Euro angeboten.
Die EVG und Verdi für den öffentlichen Dienst hatten Ende März parallel am gleichen Tag gestreikt und damit fast alle öffentlichen Verkehrsmittel lahmgelegt. Im öffentlichen Dienst liegt mittlerweile ein Schlichterspruch vor, an dem sich auch die Deutsche Bahn (DB) orientieren will. Angeregt wurden Lohn-Erhöhungen im Gesamtvolumen von über zehn Prozent. Die Schlichter schlugen ein in mehreren Raten bis Februar 2024 ausgezahltes steuerfreies Inflationsausgleichsgeld von 3.000 Euro vor, mit einer ersten Zahlung im Juni 2023.
Die EVG lehnte es ab, bei der DB einen Abschluss auf Basis des Schlichterspruchs für den öffentlichen Dienst zu erzielen. "Wir sind nicht Teil des öffentlichen Dienstes und wir sind nicht Teil des Schlichtungsverfahrens", sagte Loroch am Mittwoch. Man verhandle vielmehr für die Belegschaft von Bus und Bahn und erwarte deshalb, "dass von der Deutschen Bahn nicht Empfehlungen an andere Gewerkschaften abgeschrieben werden, sondern konkret auf unsere Forderungen eingegangen wird", sagte Loroch. Der DB-Personalvorstand kritisierte die Gewerkschaft am Mittwoch dafür. "Warum sollte das, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes gut ist, nicht auch für 180.000 Eisenbahner:innen gut sein?", fragte Seiler rhetorisch. Die Gespräche mit der Bahn gehen am Dienstag weiter.