Ein syrischer Weitspringer träumt in Berlin von Paris

Mohammad Amin Alsalami ist Weitspringer. Der Syrer flüchtete vor sieben Jahren nach Deutschland. Seitdem trainiert er in Berlin für seinen großen Traum: Olympia 2024 in Paris. Ein Stipendium bringt ihn nun einen Schritt näher. Von Anton Fahl

Den olympischen Spirit hat Mohammad Amin Alsalami längst verinnerlicht. "Mein Wunsch ist es, einfach nur dabei zu sein. Dafür kämpfe ich, seitdem ich mit der Leichtathletik angefangen habe", sagt der Weitspringer des SCC Berlin mit funkelnden Augen.

Und die Chancen stehen durchaus gut, dass Alsalamis Wunsch in Erfüllung gehen wird. Der 28-jährige Syrer darf sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris dabei zu sein. Er ist offizieller Kandidat für das Refugee Olympic Team - und als solcher seit Kurzem auch Stipendiat des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Erstmals trat das Team, das sich aus diversen Sportlern zusammensetzt, die nicht für ihre Heimatländer an dem Großereignis teilnehmen können, im Jahr 2016 in Rio de Janeiro unter der Flagge des IOC an.

Als Trainingsplätze zerstört werden, flüchtet Alsalami nach Deutschland

Alsalami begann im Alter von 16 Jahren in seiner Heimat Aleppo mit Leichtathletik. Als der Bürgerkrieg ausbrach und Alsalamis Trainingsplatz zerstört wurde, floh er 2016 nach Deutschland. In Berlin kann er seither als anerkannter Flüchtling trainieren, bei Wettkämpfen ist er allzu oft allerdings zum Zuschauen verdammt. "Meine Situation ist ein bisschen schwierig", sagt Alsalami, der nach eigenen Angaben keinen Reisepass besitzt. "Ich kann nicht überall hinfliegen und nicht an allen Wettkämpfen teilnehmen."

Für mich ist das eine sehr, sehr große Sache. Ich bin so krass dankbar.

Mohammad Amin Alsalami

Nichtsdestotrotz trainert er bis zu zwölf Mal pro Woche am Bundesstützpunkt der Leichtathleten in der deutschen Hauptstadt. Sein Bestwert liegt bei 7,88 Metern – gut 30 Zentimeter ist er damit noch vom olympischen Treppchen entfernt. Seine starken Leistungen brachten ihm ein Stipendium ein, welches vom IOC an Flüchtlinge vergeben wird. Seitdem ist Alsalami auch finanziell unabhängiger. "Für mich ist das eine sehr, sehr große Sache. Ich bin so krass dankbar", sagt er.

Coaching per Video-Anruf

Seine Trainingsbedingungen werden noch zusätzlich dadurch erschwert, dass sich sein Coach regelmäßig in der Türkei aufhält - während Alsalami ihn dorthin ohne Visum und Reisepass nicht begleiten kann. Ausrede? Fehlanzeige.

Gemeinsam mit seiner Assistenztrainerin Lena Barthel schuftet Alsalami dann in Berlin für seinen großen Traum – und bleibt dabei über Video-Anrufe mit seinem Coach in der Türkei im ständigen Austausch. "Wir glauben an ihn und sehen ganz großes Potenzial. Die Frage ist, wie entlastet er mental ist und wie gut er sich auf den Sport fokussieren kann", sagt Barthel. Bei der anstehenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August könnte Alsalami erstmals für das Flüchtlingsteam an den Start gehen.

Im Sommer wird das IOC dann verkünden, welche Athleten in das Refugee Olympic Team für die Olympischen Spiele 2024 aufgenommen werden - und ob Alsalamis Wunsch in Erfüllung geht.

https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2023/04/leichtathletik-scc-berlin-mohammad-alsalami-ioc-refugee-olympic-team.html