"Dann ist da mit Sicherheit etwas dran"

Vorwürfe gegen Til Schweiger und Berichte über Missstände in der Branche überschatteten den Deutschen Filmpreis. So geht Pheline Roggan damit um.

Schauspielerin Pheline Roggan hat sich am Rande des Deutschen Filmpreises 2023 zum aktuell heiß diskutierten Gesprächsthema in der Filmbranche geäußert. Dieses löste ein "Spiegel"-Bericht über Gewaltvorwürfe gegen Til Schweiger am Filmset der "Manta Manta"-Fortsetzung Ende April aus. Schlechte Arbeitsbedingungen beim Film sind seither Thema.

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Über 50 anonymisierte Personen hatten sich laut "Spiegel" beklagt und von Beleidigungen, Demütigungen und sogar Gewalt berichtet. Roggan sagt daher zu t-online: "Ich glaube, wenn so viele Menschen sich äußern, dann ist da mit Sicherheit etwas dran." Sie selbst habe noch nicht mit Schweiger gedreht, könne zu den Vorwürfen gegen ihn nichts sagen. Aber: "Ich habe Freunde, die vor Längerem schon mit ihm gedreht haben. Da war das nicht so."

"Es kann vieles überdacht werden"

Nichtsdestotrotz betont die 41-Jährige: "Ich finde es gut, dass der Fokus jetzt auf den strukturellen Problemen in der Filmbranche liegt." Man arbeite viel unter Zeitdruck, zudem gelten hierarchische Strukturen. Noch etwas hat Roggan zu beklagen: die Vereinbarkeit von Familie und Arbeitszeit. Sie sagt: "Es kann vieles überdacht werden, um Dreharbeiten für alle Beteiligten besser zu gestalten. Arbeitszeit ist Lebenszeit, warum soll man sich da schlecht behandeln lassen?"

Roggan selbst hat sich deshalb vorgenommen. "Ich arbeite nur noch mit Menschen, mit deren künstlerischer Intention ich übereinstimme und die eine integre Art haben", erklärt sie. Und weiter: "Es gibt Leute, wo ich durch genug Geschichten von anderen weiß, dass ich nicht mit ihnen zusammenarbeiten möchte."

"Dass wir uns permanent gewundert haben, wo der Haken ist"

Die letzten Projekte, die sie gemacht habe, seien entsprechend "wirklich richtig gut" gewesen. So sagt Roggan etwa über die Dreharbeiten zum Film "Das Schwarze Quadrat" vor etwa drei Jahren: "Da war es so nett, dass wir uns permanent gewundert haben, wo der Haken ist." Kleine Reibungen am Set seien jedoch normal, so Roggan. "Aber es geht darum, wer die Macht hat, wie die Strukturen sind. Es darf inhaltliche Auseinandersetzungen geben, aber nicht auf diese Art und Weise."

"Manta Manta – zwoter Teil": Luna Schweiger, Til Schweiger und Tina Ruland bei der Premiere des Kinofilms.

"Manta Manta – zwoter Teil": Luna Schweiger, Til Schweiger und Tina Ruland bei der Premiere des Kinofilms. (Quelle: IMAGO / Future Image)

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hielt beim Deutschen Filmpreis eine Rede, forderte eine offene Auseinandersetzung mit den Missständen. "Wir sind hier auch hier, um Probleme deutlich zu benennen: Abhängigkeitsverhältnisse, Machtmissbrauch, tätliche Übergriffe, sexualisierte Gewalt am Set." Wer Missstände offen kritisiere, "wer fordert, dass sie abgestellt werden, und dafür als Nestbeschmutzerin geächtet wird", den unterstütze sie

"Ein Klima der Angst können und wollen wir nicht dulden", sagte Roth. Eine Formulierung, die auch in dem "Spiegel"-Bericht über die Zustände an Schweigers Set gewählt wurde – auch dort war von Angst die Rede. Der Filmemacher selbst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert, auch eine Anfrage von t-online blieb unbeantwortet. Lediglich Schweigers Anwältin dementierte die Schilderungen von Gewalt und Schikane.

https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100176782/roggan-ueber-missstaende-in-der-filmbranche-geht-darum-wer-die-macht-hat-.html