Bundesweiter Warnstreik im Bahnverkehr hat begonnen

Seit den frühen Morgenstunden läuft bundesweit ein Warnstreik im Bahnverkehr. Die Gewerkschaft EVG hat bis 11 Uhr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Im Fernverkehr wird bis zum Abend mit Einschränkungen gerechnet.

  • Am Freitag gibt es wegen des Tarifkonflikts zwischen Bahn und EVG bundesweit einen Warnstreik

  • Im Nah- und Regionalverkehr fallen die Züge von 3 bis 11 Uhr aus, im Fernverkehr bis 13 Uhr

  • Die BVG ist nicht betroffen, dafür aber u.a. ODEG, NEB und Transdev

  • Es wird mit vollen Straßen und Staus gerechnet

Im deutschen Bahnverkehr hat am frühen Freitagmorgen ein bundesweiter Warnstreik begonnen. Die von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gestarteten Arbeitsniederlegungen sollen sich über acht Stunden hinziehen und um 11 Uhr enden. Bis dahin wird der Gewerkschaft zufolge "kein einziger Zug fahren". Nach Angaben der Deutschen Bahn dürften die Auswirkungen im Fernverkehr bis zum frühen Abend spürbar sein, das Unternehmen hat vorsorgliche alle Züge bis 13 Uhr gestrichen.

Zweiter Streik innerhalb von vier Wochen

"Nach Auskunft der Streikleitung haben die Mitglieder der EVG in den 50 bestreikten Betrieben pünktlich um 3 Uhr morgens die Arbeit niedergelegt", teilte die EVG mit. Mit ihrem zweiten bundesweiten Warnstreik innerhalb von vier Wochen will die EVG den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, "endlich verhandlungsfähige Angebote vorzulegen".

Bereits Ende März hatten rund 350.000 Beschäftigte des Verkehrssektors auf Aufruf der EVG und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Arbeit niedergelegt.

Volle Straßen möglich, BVG nicht betroffen

Vor allem Pendlerinnen und Pendler dürften die Arbeitsniederlegung zu spüren bekommen: Zwischen Potsdam und Berlin beispielsweise wird in den Morgenstunden absehbar weder ein Zug noch eine S-Bahn fahren. Auch für weitere Strecken aus brandenburgischen Orten nach Berlin gibt es zu den Regionalzügen und den S-Bahnen keine Alternativen - und damit
Stillstand zumindest auf der Schiene. Auf den Straßen könnte es dagegen voller werden.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind von dem Warnstreik nicht betroffen - vor allem innerhalb Berlins dürften viele Menschen auf die Busse und U-Bahnen umsteigen. "Die BVG wird am Freitagmorgen die maximal mögliche Zahl und Größe von Fahrzeugen auf die Straßen und Schienen bringen", teilte das Unternehmen vorab mit. "Trotzdem kann die BVG auch bei vollem Einsatz größere Ausfälle bei der S-Bahn natürlich nicht in vollem Umfang kompensieren." Die Fahrgäste wurden aufgerufen, die Hauptverkehrszeit am Morgen zu meiden.

EVG fordert mehr Geld

Am späten Donnerstagabend hatte das Arbeitsgericht in Frankfurt am Main den erneuten Warnstreik der EVG nach Angaben der Gewerkschaft für zulässig erklärt. Zwei Unternehmen der Transdev-Gruppe hatten demnach beantragt, den Arbeitskampf per einstweiliger Verfügung zu untersagen, waren damit aber gescheitert.

Die EVG verhandelt aktuell mit 50 Bahn-Unternehmen über einen neuen Tarifvertrag. Den Arbeitgebern wirft sie eine "Verweigerungshaltung" vor und droht mit weiteren Streikaktionen.

Die EVG fordert für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten für den Tarifvertrag. Die bundeseigene Bahn zeigte sich zuletzt offen, den jüngsten Schlichterspruch im Tarifstreit des öffentlichen Diensts als Orientierung für eine bahnspezifische Lösung zu übernehmen. Die EVG lehnte das strikt ab.

Der Schlichterspruch sieht zunächst einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 3.000 Euro vor. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben.

https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/04/warnstreik-evg-berlin-brandenburg-freitag-bahnverkehr-zugausfaelle-verspaetungen.html