Berliner Volksbanken schließen SB-Filialen in der Nacht

Noch nie sind so viele Geldautomaten in Deutschland gesprengt worden wie im Jahr 2022. Es knallte fast 500 Mal. Die Politik hat nun Banken und Sparkassen aufgefordert, ihre Automaten besser zu schützen. Die reagieren nun. Von Yasser Speck

In Deutschland werden immer mehr Geldautomaten gesprengt. Im vergangenen Jahr waren es fast 500. Die Berliner Volksbank reagiert nun und schließt ihre Selbstbedienungsfilialen in der Nacht.

"Ab April nehmen wir eine flächendeckende Schließung unseres gesamten Standortnetzes zwischen 23 Uhr abends und sechs Uhr morgens vor", sagt Mathias Paulokat von der Berliner Volksbank. Von der Berliner Sparkasse erhielt rbb|24 keine Auskunft zu Schutzmaßnahmen.

Sprengungen werden immer gefährlicher

Die Diebe gehen bei ihren Raubzügen immer rücksichtsloser vor, sagt die Polizei Berlin. Früher hätten sie die Geldautomaten mit einem Gasgemisch gesprengt. Heute würden sie immer häufiger festen Sprengstoff nutzen. Für Mitmenschen, die sich in der Nähe aufhalten, kann das sehr gefährlich werden.

In Berlin wurden in den vergangenen vier Jahren knapp 100 Automaten gesprengt. Das vermeldet die Polizei Berlin. Etwa jede dritte Sprengung war demnach erfolgreich und die Diebe kamen mit der Beute davon. Wo genau die Diebe zuschlagen, könne die Polizei nicht sagen. Es sei kein klares Raster erkennbar.

Bunker und Farbbeutel bieten Schutz

Es gibt mehrere Arten und Weisen, einen Geldautomaten vor Sprengungen zu schützen. Einige Banken bauen regelrechte "Bunker" um ihre Geldautomaten herum. Diese "Bunker" sehen aus wie Litfaßsäulen und sind aus massivem Beton.

Eine weitere Schutzmethode sind Farbbeutel. Die werden in Geldautomaten eingebaut. Wenn ein Dieb den Automaten dann sprengt, spritzt die Farbe über das Geld und entwertet es. Die Farbe macht es unmöglich, das Geld bei einem anderen Automaten einzuzahlen und markiert es als Diebesgut.

Über 55.000 Geldautomaten in Deutschland

In den Niederlanden gibt es bereits ein Gesetz zum Schutz der Geldautomaten. Dort müssen Geldautomaten verpflichtend mit Farbbeuteln oder Klebstoff ausgestattet sein. Allerdings ist so ein Gesetz in den Niederlanden einfacher umzusetzen. In den Niederlanden gibt es 800 Geldautomaten. In Deutschland über 55.000. Hierzulande wäre ein solches Gesetz auch eine Kostenfrage. Wer zahlt für den Umbau der Geldautomaten?

Bund und Länder sehen die Banken und Sparkassen in der Pflicht. Sie wollen die Geldinstitute zur Not auch per Gesetz dazu zwingen, den Schutz der Geldautomaten auszubauen. Das vermeldet die Presseagentur Reuters.

Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz

Cornelia Schulz, Deutsche Kreditwirtschaft

Eine einheitliche Lösung gibt es nicht

Die Banken und Sparkassen fühlen sich mit dem Schutz der Bankautomaten allein gelassen. "Es ist schwer nachzuvollziehen, dass die alleinige Verantwortung für die Verhinderung von Sprengungen bei Banken und Sparkassen liegen soll", sagt Cornelia Schulz von der Deutschen Kreditwirtschaft.

Die Sicherung der Bargeldinfrastruktur würde nur im Zusammenschluss mit Politik und Strafverfolgungsbehörden gelingen, so Schulz weiter. "Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz und wird der grundsätzlichen Aufgabenverteilung in unserem staatlichen Gemeinwesen nicht gerecht."

Sie spricht sich außerdem gegen eine einheitliche Präventivmaßnahme aus. Die Maßnahmen müssten sich an den Geldautomatentypen und den Standorten richten. Es mache einen großen Unterschied, ob ein Automat in einem Flughafenterminal oder in einem Industriegebiet steht.

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